Wenn wir jemandem sprichwörtlich reinen Wein einschenken, so sagen wir ihm ohne Umschweife und gerade heraus die Wahrheit.

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Auch diese Redewendung hat ihre Wurzeln im Mittelalter, wo Gastwirte ihren Gästen häufig gestreckten Wein vorsetzten. Die ehrlichen Gastwirte schenkten also reinen Wein ein.
Wie man laut Gottfried von Franken unverdünnten Wein erkennt
Wer do win kauffen wil, der sol sich nit lassen zu einem
male benügen, sunder dicke sol er den wine versuchen vnd
lange in dem munde haben. Vnd wil er mercken, obe wasser in
den wine sy gemüschet oder in den moste, also die
kriechen leren, so wirffe byren daryn: swebent sie enbor,
so ist der wine one wasser. Die andern meister sprechent,
ein eye darin geworffen, swebet ez enbor, so ist der wine
one wasser. Vellet ez aber zu grunde, so ist wasser darynne.
Gottfried von Franken und das Pelzbuch
Über das Leben Gottfrieds von Franken wissen wir nur, was er uns selbst in seinen Schriften hinterlassen hat. Er war wahrscheinlich aus der Würzburger Gegend und Kleriker. Er besaß ein Haus in Bologna und unternahm einige Fernreisen auf denen er sich mit anderen Praktikern zum Austausch von Wissen traf.
Um 1300 verfasste Gottfried das Pelzbuch (von mhd. „belzen/pelzen“ = pfropfen = Obstbaumveredelung) in lateinischer Sprache. Es unterteilt sich in zwei Abschnitte, das Baum- und das Weinbuch.
Das Werk wurde in Latein verfasst. Es wurde in mehrere Sprachen, darunter Deutsch, Englisch, Tschechisch und Katalanisch, übersetzt und immer wieder überarbeitet und ergänzt. Das Pelzbuch fand bis ins 19. Jahrhundert Verwendung.
Den Text einer Überarbeitung aus dem 15. Jahrhundert (aus dem auch das oben angeführte Zitat stammt) ist unter folgendem Link zu finden: http://www.staff.uni-giessen.de/gloning/tx/cod787.htm
Mehr zu Gottfried von Franken und dem Pelzbuch: Martina Giese, Gottfried von Franken: Pelzbuch, publiziert am 01.03.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Gottfried_von_Franken:_Pelzbuch