Als Ausruf des Entsetzens sagt uns „Ach! Du grüne Neune!“, dass der Anblick des eben gesehenen verstörend wirkt und missfällt.

Die Herkunft dieser Redewendung ist nicht eindeutig geklärt.
Am häufigsten wird auf ein verrufenes Berliner Tanzlokal verwiesen, dessen Adresse „Blumengasse 9“ war und dessen Haupteingang sich am „Grünen Weg“ befand.
Eine weitere Deutungsmöglichkeit bietet das Tarotspiel, bei dem die „Neun der Schwerter“ („Pik Neun“) – im Deutschen Blatt die „Blatt Neun“ – für Unheil und Krankheit steht.
Die dritte Theorie besagt, dass der Ursprung der Redensart in der Verwendung der „neunerlei“ Kräuter besteht, die auch als „Nine Herbs Charm“ im Lacnunga-Manuskript erwähnt werden.
Lacnunga-Manuskript und Nine Herbs Charm
Lacnunga ist altenglisch für Heilmittel, in dieser so betitelten Textsammlung aus dem frühen 11. Jahrhundert sind einige Anleitung zur Anwendung von Zauber- und Segenssprüche erhalten. In loser Reihenfolge sind Sprüche, z.B. zur Beruhigung eines Bienenschwarms oder gegen die „Wasserelfenkrankheit“, genannt. Der medizinische Wert ist gering, jedoch gibt dieses Werk einen Einblick in den Volksglauben der Angelsachsen und lässt Rückschlüsse auf die Häufigkeit von Krankheiten und Beschwerden zu.
In Lacnunga wird auch der Neun-Kräuter-Segen oder –zauber (Nine Herbs Charm oder Nine Worts Galdor) angeführt.
Der Text beschreibt die Verwendung von neun Heilkräutern (vermutlich Beifuß, Breitwegerich, Behaartes Schaumkraut, Gewöhnlicher Feldsalat, Brunnenkresse, Brennnessel, Heilziest, Schwarzer Nachtschatten, Gewöhnlicher Natternkopf, Hühnerhirse, Kamille, Wildapfel, Kerbel und Fenchel), die dem Zauber zufolge gegen das Gift von Schlagen und Würmern helfen sollte.
Der zweite Teil erzählt davon, wie Wodan eine Schlange in neun Teile zerstückelte.
Der letzte Teil des Textes beschreibt die Zubereitung einer Salbe aus diesen Kräutern und deren Anwendung.
Die Zahl 9 im Volksglauben
Bei Zahlenmystikern vieler Kulturen bedeutet die Neun das ganze Universum. In ihr steckt 3 x die Drei, die göttliche Zahl, aber auch die Fünf, für Raum und Zeit und die Vier der Himmelsrichtungen.
Die Zahl 9 spielt in der nordischen Mythologie eine wichtige Rolle. So opfert sich etwa der Gott Odin durch Hängen neun Tage und neun Nächte lang am Weltenbaum Yggdrasil. Sein Sohn Heimdall wurde von neun Müttern geboren.
Rezept „Neun-Kräuter-Suppe“
Die Neun-Kräuter-Suppe wurde angeblich bereits von Kelten und Germanen zu Frühlingsbeginn gekocht. In manchen Regionen wird die Neun-Kräuter-Suppe traditionell an Gründonnerstag gegessen. Nach dem langen Winter bringt das erste Grün frische Vitamine und Mineralstoffe.
Welche neun Kräuter für die Suppe verwendet werden, bleibt jedem selbst überlassen. Eine Auswahl aus folgenden Kräutern bietet sich an:
Brennnessel, Vogelmiere, Giersch, Gundelrebe, Pimpernelle, Gänseblümchen, Löwenzahn, Spitz- und Breitwegerich, Schafgarbe, Sauerampfer, Rauke, Frauenmantel, Dost, Kerbel, Bärlauch, und klassische Küchenkräuter wie Kresse, Schnittlauch, Petersilie, Thymian, etc.
Je eine Hand voll Kräuter 80 g Mehl 1 EL Butter oder Öl 1/8 l Weißwein 1 l Wasser oder Gemüsesuppe Salz, Pfeffer, Knoblauch, Muskat Eventuell 1 Ei Zum Garnieren: Gänseblümchen | Mehl kurz in Fett rösten und mit etwas Weißwein aufgießen, kurz mit einem Schneebesen durchrühren, damit keine Bröckerl entstehen. Mit dem restlichen Weißwein und dem Wasser aufgießen und würzen, aufkochen lassen. Die Kräuter grob schneiden, dazugeben und danach alles pürieren. Wer will, kann die Suppe mit Eidotter legieren und mit Gänseblümchen dekorieren. |
Links:
Digitalisat Lacnunga: http://www.bl.uk/manuscripts/FullDisplay.aspx?ref=Harley_MS_585 (Link funtioniert nicht mehr)
Weiterlesen: https://www.herbalhistory.org/home/the-nine-herbs-charm-plants-poisons-and-poetry/